„Im Gripstheater gibt es ein interessantes Theaterstück: „Inside IS“, erzählt Tove von Radio Multikult, „wollen wir hingehen?“
Na klar! Das Gripstheater mögen immer alle und das Thema IS: Darüber sollten wir auch endlich mal reden! Jetzt, wo unser Deutsch gut genug ist. Zwei Tage vorher stellt unsere Lehrerin auf der Internetseite des Theaters fest, dass das Stück eigentlich noch gar nicht für unsere Altersstufe gedacht ist.
Doch in der Klasse sprechen wir über die Terrororganisation und die Anschläge, die in der letzten Zeit verübt worden sind, und es stellt sich heraus, dass alle schon Spielfilme gesehen haben, in denen Selbstmordattentäter sich in tausend Teile gesprengt haben, und erzählen Details davon. Na, dann können wir auch in ein pädagogisch wohl durchdachtes Theaterstück gehen, sagt Frau Treske. Zumal der Gesprächsbedarf riesig ist! Wir wollen alle unsere Meinung, Gedanken und Ängste äußern. Und dass es 700 deutsche Jugendliche oder junge Leute geben soll, die in Syrien und im Irak für den IS kämpfen, das konnten wir kaum glauben.
So sitzen wir also am nächsten Tag erwartungsvoll im Theater:
Das Stück beruht auf dem Buch eines Journalisten, der herausfinden möchte, warum diese jungen Menschen sich vom IS so angezogen fühlen. Und dazu reist er mit seinem Sohn nach Syrien! Es geht auch um die Geschichte von Fabian, der in Syrien sein Leben verliert – seine Freundin, seine Mutter und seine Lehrerin kommen zu Wort und erzählen von ihm. Und er selbst natürlich auch. Es geht um die Sinnolosigkeit des Lebens, die viele Jugendliche empfinden, um die Leere, die so mancher in unserer Konsumgesellschaft spürt, um das Fehlen von Zielen… Und es geht auch um eine weitere Geschichte, um die von Said, der erkennt, dass das Kampf für den IS keine Sinnhaftigkeit geben kann, sondern allenthalten das Gefühl, sich in einer Gruppe aufgehoben zu fühlen und vermeintliche Freunde zu haben.
Unsere Lehrerin hatte uns angeboten, in der Pause zu gehen, falls das Stück sprachlich noch zu schwierig ist oder doch zu aufwühlend. Doch keiner äußerste diesen Wunsch. Das Thema interessiert uns einfach viel zu sehr!
Gleich nach Ende des Theaterstücks und obwohl wir doch alle ganz schön müde sind, gehen wir zum Radio, um über unsere ersten Eindrücke zu sprechen. Erst reden wir über alles, was uns so durch den Kopf geht. Dann schreiben wir das Wichtigste auf und sprechen es gleich ein!
© Nicola Lopez
© Nicola Lopez
© Nicola Lopez (Das Beitragsbild stammt ebenfalls von Nicola Lopez.)
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